Spielmannsdichtung

Spielmannsdichtung
Spiel|manns|dich|tung 〈f. 20Dichtung der Spielleute

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Spiel|manns|dich|tung, die:
1. den Spielleuten zugeschriebene Dichtung.
2. (Literaturwiss.) Gruppe frühhöfischer Epen, die in schwankhafter Weise Begebenheiten bes. der Kreuzzüge erzählen.

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Spielmannsdichtung,
 
im engeren Sinn Bezeichnung für die Spielmannsepik: eine Gruppe von anonym überlieferten mittelhochdeutschen Epen, die mit Sicherheit (»König Rother«, »Herzog Ernst«) oder mit mehr oder weniger großer Wahrscheinlichkeit (»Oswald«, »Orendel«, »Salman und Morolf«) der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts entstammen. Als charakteristisch für diese Dichtungen gelten v. a. das handlungskonstitutive Brautwerbungsschema (nicht im »Herzog Ernst«, der auch sonst nur mit Einschränkung dieser Gruppierung zugerechnet werden kann), weiter der Orient als Schauplatz (eines Teils) des Geschehens, sodann Merkmale wie lockere Komposition, Tendenz zur Wiederholung, Formelhaftigkeit der Sprache, burleske Komik, Neigung zur Hyperbolik. Doch sind solche stilistischen Eigenheiten auch in anderen Dichtungen des 12. Jahrhunderts verbreitet. Beziehungen der Spielmannsepik bestehen weniger zum höfischen Roman als zur Heldendichtung, z. B. zur »Kudrun« und zum »Ortnit«. Dass der Spielmann Autor oder zumindest Vermittler der im 19. Jahrhundert nach ihm benannten Epen ist, ist unwahrscheinlich. Heute hält man überwiegend Geistliche für die Verfasser, was für den »König Rother« und den »Herzog Ernst« außer Frage steht.
 
Als Spielmannsdichtung im weiteren Sinn gelten die Klein- und Gelegenheitsdichtungen, für die man Spielleute als Verfasser annehmen kann.
 
 
P. Wareman: S. Versuch einer Begriffsbestimmung (Diss. Amsterdam 1951);
 M. Curschmann: Spielmannsepik (1968);
 
Spielmannsepik, hg. v. W. J. Schröder (1977).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Minnesang und Spruchdichtung: Ideal und Wirklichkeit
 

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Spiel|manns|dich|tung, die: 1. den Spielleuten zugeschriebene Dichtung. 2. (Literaturw.) Gruppe frühhöfischer Epen, die in schwankhafter Weise Begebenheiten bes. der Kreuzzüge erzählen.

Universal-Lexikon. 2012.

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